Die Luft Riecht Schon Nach Schnee

Schon wenige Jahre später hatten diese Verse einen prophetischen Charakter bekommen. Nach der zwangsweisen Ausbürgerung des Dichterkollegen und Liedermachers Wolf Biermann gehört Sarah Kirsch zu den Mitunterzeichnern des Protestbriefs, wonach sie aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen wurde. Ihr Ausreiseantrag wird genehmigt, sie siedelt in den Westen über. Rückzug in die Natureinsamkeit Weggefährten wie Franz Fühmann sind schockiert; die kritische oder jedenfalls unangepasste DDR-Literatur hat eine weitere wichtige Stimme verloren. Doch Sarah Kirsch will sich den waltenden Gesetzen "länger nicht ergeben". Sarah Kirsch Die Luft riecht schon nach Schnee - YouTube. Sie geht nach West-Berlin, Anfang der Achtziger zieht sie ins Dithmarsche Land, in ein kleines Dorf hinterm Deich. Dieser Rückzug in die Natureinsamkeit, ins "Erdreich" und ins "Katzenleben", wie sie spätere Gedichtbände aus den Achtzigerjahren betitelte, war Flucht vor den Bedrängungen, aber auch eine dichterische Selbstfindung. In der Bundesrepublik wurde sie schon früh und nicht nur aus politischen Gründen als eine der bedeutendsten Gegenwartslyrikerinnen anerkannt.

  1. Sarah Kirsch Die Luft riecht schon nach Schnee - YouTube

Sarah Kirsch Die Luft Riecht Schon Nach Schnee - Youtube

Sie war natürlich auch gefährdet, was die Publikationsmöglichkeiten betraf, und sie machte dann Erfahrungen - sie war auch sehr verletzbar -, die sie einfach nicht mehr bleiben ließen, und es war damals ja die Regel: Wer gehen muss, der geht - und sie gehörte zu denen, die wirklich gehen mussten -, und wer bleiben kann, der bleibt. Darüber gab es dann nach '89 Probleme. Dann wurden die, die geblieben waren, plötzlich die Verräter - manchmal. Novy: Sie haben sie ja gekannt. Wissen Sie, warum und wann sie ihren Namen geändert hat? Sie hatte ja diesen urdeutschen Namen als 1935 geborene: Wenn man da Ingrid Hella Irmelinde heißt, dann sagt das schon was. Seit wann nannte sie sich Sarah? Die luft riecht schon nach schnee analyse. Rosenlöcher: Ja, das muss in den 50er-Jahren - genau weiß ich es nicht - passiert sein. Aber ich habe gehört, das hat einfach mit der Judenverfolgung zu tun. Es war eine Art Solidaritätserklärung, sich Sarah zu nennen. Das war sehr emphatisch in der Zeit, aber auch sehr aufrichtig, wie ich denke. Novy: Wie würden Sie jetzt, wenn Sie noch einmal zurückblicken auf das gesamte Leben und Werk von Sarah Kirsch, ihre Lebensleistung am liebsten beschreiben?

Rechts duckt sich die kleine Kirche, deren Turm so niedrig ist, dass die Glocken unter einem Holzverschlag auf der Wiese aufgehängt wurden. Bestimmt hatte Großvater Paul läuten lassen, als er die Enkelin im Mai 1935 taufte. Ein Barockengel schwebte damals über dem Kind. 1997 kehrte Sarah Kirsch erstmals in ihr Geburtshaus zurück, las in der überfüllten Kirche, und der Taufengel schwebte ihr zur Seite... 'Sie haben soviel in Gang gesetzt, auch in meinem Koppe', lobte dazumal die Dichterin aus dem fernen Schleswig-Holstein die Vereinsfrauen, die sie liebevoll 'meine Thüringerinnen' nannte. 'Es ist ja wunderlich, wie alles zusammenkam! Dieser Taufengel scheint Segen zu stiften. '" Und der Autor wünschte am Schluss seiner Würdigung: "Man sollte... die Glocken läuten in Limlingerode. " Wir können ihm versichern, so ist es am 25. Mai 2013 geschehen! Heidelore Kneffel 14. Die luft riecht schon nach schneeberg. Dezember, 19. 30 Uhr, Limlingerode