Zug Des Lebens Gedicht

Frank Castorf inszeniert Schillers "Wallenstein" am Staatsschauspiel Dresden. Es ist Krieg in Europa. Seit 16 Jahren schon, 14 weitere wird er dauern. Zug des lebens gedicht pdf. Als Frank Castorf anfing, am Staatsschauspiel Dresden Schillers "Wallenstein" zu inszenieren, jenes "dramatische Gedicht", das vom Glanz und Niedergang des titelgebenden Feldherrn zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges erzählt, da hatten Putins Truppen die Ukraine noch nicht überfallen. Dass während der Proben im Februar des Jahres 2022 wieder ein Krieg in Europa losbrechen würde, war nicht zu ahnen, überschattet nun aber die Inszenierung und gibt ihr eine blutige Aktualität. Bis auf wenige Anspielungen, etwa auf den Schlamm der ukrainischen Ebene (den auch deutsche Truppen durchwatet haben), meidet Castorf jedoch konkrete Bezüge. Wenn es einen Aggressor gibt, der hier sein Fett wegkriegt, dann ist es Deutschland, von dessen Boden schon so viel Leid ausging. Bei Schiller wird als Kriegsverbrechen pars pro toto beschrieben, wie die kaiserlichen Truppen unter Tilly 1631 Magdeburg verwüsteten.

  1. Der zug des lebens gedicht

Der Zug Des Lebens Gedicht

Wie Zombies zuckeln sie dann ab, diese deutschen Gespenster. Wenn später Frank Büttner in der Rolle des schimpfpredigenden Kapuziners auftritt, zieht auch er gleich mal blank - zum Beweis für seine These, dass nackte deutsche Männer mit ihren "Bällchen" und rosa Bäuchen "eigenartig wehrlos" wirken und keine Furcht mehr erregen würden. Der Titelheld, gespielt von Götz Schubert, bleibt da lieber angezogen. Seiner Entmachtung entgeht er trotzdem nicht. Zug des lebens gedichte. Castorf hat sich für seine erste Inszenierung an einem Osttheater, seit er nicht mehr Intendant der Berliner Volksbühne ist, den ganzen "Wallenstein" vorgenommen, alle drei Teile: "Wallensteins Lager", "Die Piccolomini" und - sehr komprimiert und unter bedauerlicher Vernachlässigung der starken Frauenrolle der Gräfin Terzky - "Wallensteins Tod". Eine siebenstündige Tour de force mit Glanz- und Glücksmomenten in der ersten Hälfte und leidigen Durchhängern in der zweiten. Castorf vertraut wie gewohnt auf das Adrenalin, das das Ensemble zu energetischen Höchstleistungen antreibt, was auch in Dresden mitreißend gelingt.

Der Exzess gehört bei Castorf dazu. Szenen, die quälen und sich dehnen. Die Geburtswehen, mit denen die in vielen Rollen famose Henriette Hölzel als Marketenderin ein Puppenbaby gebiert, ziehen sich endlos. Zu fortgeschrittener Stunde ist es dann eher ein zu viel an pathetischer Schiller-Textverrichtung, die zehrt. So gerät die Szene zwischen den beiden idealistischen Liebenden des Stückes, Max Piccolomini (Marin Blülle) und Wallensteins Tochter Thekla (Kriemhild Hamann), geradezu fad-deklamatorisch. Und Götz Schubert verkommt als Wallenstein zum abgehalfterten Rockstar und Wackelkandidaten. In der zweiten Hälfte verliert das alles an Zug, da muss man sich an den Schauwert der Inszenierung halten, der durchgehend hoch ist. Und an großartige Schauspieleinlagen wie etwa die von Daniel Séjourné als tänzerisch-pantomimischer Franzose. Zug des Lebens - von mir gesprochen - mit Musik - lange Version - Januar 2014 - YouTube. Aber wie sagt Schiller: "Wo viel verloren wird, ist manches zu gewinnen. " Was diese Inszenierung nach zwei Jahren Corona-Distanz generell zum Ereignis macht, ist ihre schwitzende, spuckende, hochintensive Körperlichkeit und Intimität.