Der Barbier Von Bagdad Wuppertal

Opernhaus: Gehobener musikalischer Unsinn Dieser Mann kann, ähnlich wie Richard Wagner, einfach alles (behauptet er jedenfalls): Abdul Hassan Ali Ebn Bekar, der Barbier von Bagdad, gesungen von Randall Jakobsh. Foto: Jens Grossmann "Der Barbier von Bagdad", die letzte Premiere der Spielzeit im Opernhaus, ist hörenswert. Wie bedauerlich, dass diese wunderbare Musikkomödie nur konzertant gespielt wird! Der "Barbier von Bagdad", komponiert von Peter Cornelius und 1853 uraufgeführt, ist die absurd komische Oper, die Richard Wagner nie hinbekommen hat — weil der alles bedeutungsschwer mit tieferem Sinn unterlegen musste, selbst in seinen heiteren "Meistersinger von Nürnberg". Cornelius, der wie Wagner seine Textbücher selbst verfasste, gab sich dagegen lustvoll dem gehobenen Unfug hin. Da darf der Tenor Nureddin maßlos schmachten vor (zunächst) unerfüllter Liebe und der geschwätzige Barbier schier unendlich über seine großartigen Fähigkeiten in quasi allen Bereichen des Lebens parlieren, dass es eine Freude ist.

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Die zweite Ouvertüre wurde später von Liszt für Orchester arrangiert. Wie nur wenige komische Opern dieser Zeit ist der Barbier durchkomponiert. Bei der Uraufführung am 15. Dezember 1858 in Weimar stand Cornelius' Freund und Mentor Franz Liszt am Pult. Auch die Besetzung war, nicht zuletzt mit der erfolgreichen Wagner-Interpretin Rosa von Milde als Margiana und ihrem Mann Hans Feodor als Kalif, erstklassig. Die Vorstellung wurde jedoch gleich zu Beginn von Gegnern Liszts bzw. der Neudeutschen Schule, zu denen auch der damalige Intendant Franz von Dingelstedt gehörte, ausgezischt. Nach diesem Eklat legte Liszt seine Posten als Operndirektor und Hofkapellmeister nieder und die Oper wurde abgesetzt. Cornelius nahm den Misserfolg zum Anlass, Weimar zu verlassen. Der Barbier wurde zu seinen Lebzeiten nicht erneut zur Aufführung gebracht. An seine Schwester Susanne schrieb er nach der Premiere: "Mein Werk wurde vor vollem Hause gegeben. Eine in den Annalen Weimars noch nicht erlebte Opposition stellte sich mit hartnäckigem Zischen gleich von Anfang dem Applaus gegenüber, sie war eine bestellte, wohlorganisierte, zweckmäßig verteilte.

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prop-de: pers * Der Kalif * Baba Mustapha, der Kadi * Margiana, die Tochter Baba Mustaphas * Bostana, eine Verwandte Baba Mustaphas * Nureddin * Abul Hassan Ali Ebn Bekar, der Barbier * Muezzins, Sklaven, Bewaffnete, Diener, Volk, Klagefrauen

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Der vom Kadi misshandelte Sklave lässt seine Schreie vom rechten Seitenrang ertönen, so dass es für den im Hintergrund platzierten Barbier durchaus glaubhaft ist, dass die Schreie aus dem Haus kommen könnten, und er deshalb um Nureddins Wohlergehen fürchtet. Der Kalif (Simon Stricker, links) stellt den Barbier (Randall Jakobsh, Mitte) als Geschichtenerzähler ein (im Hintergrund: Herrenchor der Wuppertaler Kurrende). Musikalisch klingt Cornelius' Stil einerseits schlicht und volksliedhaft mit unterhaltsamen, jedoch nicht direkt eingängigen Melodien und nähert sich andererseits bereits Wagners hehrer Musiksprache an. Johannes Pell changiert mit dem Sinfonieorchester Wuppertal geschickt zwischen diesen beiden Polen. Mit Sangmin Jeon hat man einen vielversprechenden jungen Tenor im Ensemble, der nach seinem großartigen Erfolg als Herzog von Mantua in Verdis Rigoletto auch als Nureddin mit tenoralem Schmelz glänzt. Die Höhen singt Jeon sauber aus und überzeugt als liebeskranker junger Mann im ersten Akt auf ganzer Linie.

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Er hat nämlich Margiana, die schöne Tochter des Kadis Baba Mustapha, beim Blumengießen am Fenster gesehen und verzehrt sich seitdem in Liebe zu ihr. Sein Zustand bessert sich sofort, als Margianas Vertraute Bostana erscheint und ihm ein Rendezvous mit der Angebeteten in Aussicht stellt. Allerdings rät sie ihm, sich vorher rasieren zu lassen, um bei der jungen Frau auch einen guten Eindruck zu hinterlassen. Der herbeigerufene Barbier Abdul Hassan Ali Ebn Bekar ist jedoch nicht nur ein einfacher Barbier, sondern auch als Wahrsager tätig und rät Nureddin dringend davon ab, das Haus zu verlassen. Da Nureddin dem Gerede des Barbiers keinen Glauben schenkt, folgt Abdul Hassan dem jungen Mann, um ihn vor seinem Unglück zu bewahren. Im Hause des Kadis herrscht derweil große Freude. Mustapha wartet auf seinen Jugendfreund Selim, der Margiana heiraten möchte und bereits eine große Schatzkiste für seine zukünftige Braut geschickt hat. Margiana fiebert dem Treffen mit Nureddin entgegen, der zu ihr kommen soll, wenn sich der Kadi in die Moschee begeben hat.

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Im Zusammenspiel mit Ralitsa Ralinova als Margiana präsentiert er sich im zweiten Akt wunderbar schüchtern, wobei die Stimmen der beiden in ihrem großen Duett im zweiten Akt sehr gut miteinander harmonieren. Ralinova begeistert mit mädchenhaftem Sopran, der in den Höhen eine enorme Leichtigkeit versprüht. Große Komik entfaltet Stefanie Schaefer, die vielen sicherlich noch als ehemaliges Ensemble-Mitglied in guter Erinnerung ist. Als Margianas Vertraute Bostana überzeugt Schaefer mit großartiger Mimik und pfiffigem Spiel und legt die Partie mit einem warmen Mezzo an. Etwas blass hingegen bleibt Mark Bowman-Hester als Kadi Baba Mustapha. Sein leichter Spieltenor ist stellenweise ein bisschen zu dünn und schneidend für die Partie. Randall Jakobsh glänzt in der Titelpartie mit großem Spielwitz und einem beweglichen Buffo-Bass. Hervorzuheben ist seine überzeugend angelegte Auftrittsarie im ersten Akt, auch wenn der Bezug zu Richard Wagner sich nicht wirklich erschließt. Simon Stricker rundet als Kalif das Solisten-Ensemble mit kräftigem Bariton ab, so dass es am Ende großen Beifall für alle Beteiligten gibt.

Foto: Anna Schwarz Die Wuppertaler Bühnen stellen das Programm für Schauspiel, Orchester und Oper vor. Ein Neustart mit (fast) neuen Intendanten. Wuppertal. Generalmusikdirektorin Julia Jones als "Neu-Wuppertalerin" zu bezeichnen, ist keine üble Nachrede. Zumal sie ganz offensichtlich in den ersten Monaten ihres Wirkens in Wuppertal sehr bemüht ist, die Seele von Stadt und Bewohnern zu erforschen. "Mir gefallen die Menschen, mir gefallen diese Kontraste zwischen Alt und Neu, mit verfallener Architektur und Perlen wie der Stadthalle", sagte die Dirigentin des Sinfonieorchesters bei der gemeinsamen Vorstellung der Spielpläne der Sinfoniker, der Oper und des Schauspiels. Oberbürgermeister Andreas Mucke hatte die (fast) neuen Intendanten im Kronleuchter-Foyer des Opernhauses als seine "drei Musketiere" angekündigt. Ähnlich kontrastreich wie sie ihre künstlerische Heimat Wuppertal empfindet, will Julia Jones die 155. Spielzeit des Sinfonieorchesters gestalten, und dabei das Potenzial des Orchesters ausschöpfen, um die Stammkundschaft zu verwöhnen und neue Zuhörer zu gewinnen (siehe Bericht unten).