Giorgio De Chirico † - Der Spiegel

De Chiricos ehrgeizige Selbstvermarktung tat ihr Übriges um ihn schnell zu einer der außergewöhnlichsten und gefragtesten Gestalten der Kunstszene zu machen. Nach dem Jahr 1919 änderte sich die Malweise de Chiricos. Besonders die Entdeckung eines Tizian-Gemäldes (nämlich "Amore profundo e amore santo") hatte bei de Chirico eine starke Anlehnung an die alten Meister bewirkt, welche er später häufig kopieren wird. Die meisten Kunsthistoriker vermuten, dass de Chirico 1924 eine Kopie der "Beunruhigenden Musen" für Paul Eluard anfertigen sollte. Wieland Schmied hingegen korrigiert, Eluard habe Interesse lediglich an dem Original gehabt und hatte Interesse bekundet dieses zu erwerben. Den konkreten Auftrag zu einer Replik sei, so Schmied, von dem Ehepaar André und Simone Breton ausgegangen. Wenn die Zeit stillsteht | SpringerLink. In einem Brief an Madame Simone Breton vom 10. März 1924 schreibt de Chirico, er sei bereit auf Wunsch genaue Repliken der Bilder "Die beunruhigenden Musen" und "Die heiligen Fische" anzufertigen. [1] Die Surrealisten hofften dadurch eine Rückbesinnung de Chiricos auf seine ursprüngliche kreative Ausdruckskraft.

Zweitens hatten sowohl David, als auch Gérard Werkstätten, in denen Schüler der Meister halfen die Bilder zu malen oder gar vollständig übernahmen. Somit kopiert der Künstler nicht seine eigenen Gemälde. Die Kopie eigener Bilder, die nicht mehr einen Herrscher oder einen Heiligen zeigen, durch den Künstler selbst, erfolgt erst Ende des 19. Jahrhunderts. Zwei Beispiele seien hier exemplarisch herausgegriffen. Arnold Böcklin fertigte fünf Fassungen seiner "Toteninsel" an. Anfangs entstanden nur zwei Versionen. Im Mai 1880 bestellte Bestellung sein Mäzens Günther Alexander ein Bild. Böcklin behält diese Version vorerst. Liebeslied, Giorgio de Chirico: Analyse. Noch während der Arbeit wünscht sich Marie Berna ein "Bild zum Träumen". Böcklin fertigte also ein sehr ähnliches Gemälde für Berna. Das Sujet erfreute sich großer Beliebtheit, weswegen der Gallerist Fritz Gurlitt eine weitere Fassung dieses Gemäldes in Auftrag gab. Gurlitt wollte von Max Klinger eine Radierung davon anfertigen lassen und hoffte, so einen Publikumserfolg zu erzielen.

Liebeslied, Giorgio De Chirico: Analyse

Aschgrau, Lichtweiß, dazu schrilles Rot, grelles Grün. Die Farben tun weh. Und das ist Absicht. Der eigentliche Schmerz liegt jedoch unter der Oberfläche der Malerei. Denn für seinen "Birkenau"-Zyklus hat sich Gerhard Richter malerisch an Fotografien abgearbeitet, die Häftlinge 1944 im Krematorium von Birkenau aufgenommen haben. Am Montag übergibt der Künstler die fotografische Version des vierteiligen Zyklus als Schenkung an den Bundestag. Die vier abstrakten Großformate, die Gerhard Richter als ein einziges Werk betrachtet, hängen dann im Reichstagsgebäude an der Südwand der Eingangshalle, gegenüber von Gerhard Richters hoher Hinterglasmalerei "Schwarz, Rot, Gold". Richter hatte die historischen Fotografien 2008 in der Zeitung gesehen und sich noch im gleichen Jahr an die Arbeit gemacht, die ersten Versuche aber wieder zur Seite gestellt. Zwei der vier Fotos zeigen, wie Männer auf dem Hof des Krematoriums mit nackten Oberkörpern zwischen den Toten balancieren. Es sind Häftlinge, die zum sogenannten Sonderkommando gehörten.

Für die Bilder von de Chirico nach 1920 interessierte sich niemand mehr. Vor allem kaufte sie auch keiner. Aus finanzieller Not heraus malte der gebürtige Grieche dann in den 1960er- und 1970er-Jahre wieder Bilder im alten Stil, die er dann gezielt zurückdatierte. Das kostete ihn einiges an Reputation. Vor allem aber warf es die auch juristisch interessante Frage auf: Kann ein Maler seine eigenen Bilder fälschen? Doch zurück zu den "Beunruhigenden Musen". Immer wieder kommt die Frage auf: Ist in de Chiricos Bildern eine Botschaft versteckt? Die Antwort lautet: Wohl eher nicht. Seine Bilder zielen nicht auf die Ratio, sondern eher auf die emotionalen Tiefenschichten. Auch nach mehr als 100 Jahren kann man sich der eigenartigen Aura seiner Gemälde, die gleichzeitig Faszination, aber auch ein seltsames Gefühl der Beklemmung auslösen, nicht entziehen. De Chirico verrätselt die Welt. Lösungen bietet er keine. Author information Affiliations Chefarzt der Gynäkologie, Virnsbergerstraße 79, 90431, Nürnberg, Germany Bernd Kleine-Gunk Corresponding author Correspondence to Bernd Kleine-Gunk.